Mit Plotin wurde im Abendland eine Art des Philosophierens entwickelt, deren Name Programm sein sollte: Neuplatonismus. Nach dem vermeintlichen Muster Platos sollte das Wissen auf ein einheitliches Prinzip zurückgeführt werden, das letztlich „unsagbar“ bliebe. Einheitsbestrebungen von dieser Art stehen sowohl exegetische als auch systematische Bedenken entgegen. Hegel warf schließlich dem Neuplatonismus unter Hinweis auf Plotin vor, er habe den Menschen zur „Amphibie“ gemacht, wonach er in zwei Welten zu leben habe, die einander widersprechen würden. In diesem Hin und Her würde das Bewußtsein zerrissen und keine Ruhe finden, es wäre im tieferen Sinne niemals bei sich. Der Autor plädiert für die uneingeschränkte Bedeutung der Dialektik innerhalb der Philosophie und entzieht damit dem Einheitsdenken den Boden im begrifflich artikulierten Wissen.