Nachdem die Vorurteile gegenüber der Architektur des 19. Jahrhunderts weitgehend überwunden sind, ist der künstlerische Rang der Bauten Gottfried Sempers (1803–1879) heute unbestritten. Er war jedoch nicht allein einer der großen Architekten, sondern auch einer der großen Denker des 19. Jahrhunderts, und das Urteil dürfte nicht übertrieben sein, dass zu keiner Zeit ein wissenschaftliches Werk, das demjenigen Sempers vergleichbar wäre, von einem Architekten verfasst worden ist. Der singuläre Rang seiner Schriften beruht dabei nicht allein auf ihrem schieren Umfang, sondern in erster Linie auf ihrem besonderen wissenschaftlichen Charakter.
Das zentrale Ziel dieser vierbändigen Edition besteht darin, möglichst alle zu Lebzeiten Sempers publizierten Schriften dieses Autors zu erfassen und in Reprintform neu zu edieren. In den nun vorliegenden zwei Teilbänden werden alle Schriften Gottfried Sempers mit Ausnahme des Hauptwerks "Der Stil in den technischen und tektonischen Künsten", das bereits als Band 2 und 3 der Edition erschienen ist, in der Form ihrer ersten Publikation vorgelegt. Die englischen Aufsätze Sempers erscheinen somit erstmals wieder in der Originalsprache. Nicht aufgenommen wurden die unpublizierten oder erst in posthumen Editionen erschienenen Manuskripte. Die vorliegende Edition veranschaulicht somit das gesamte Schrifttum Sempers, das seinen Zeitgenossen über Publikationen zugänglich war.
---STIMMEN ZUM BUCH---
"Es ist dem in Dresden lehrenden Kunsthistoriker und Semper-Spezialisten Henrik Karge zu verdanken, dass von diesem riesigen und inhaltlich anspruchsvollen Bestand nun erstmals alle zu Sempers Lebzeiten publizierten Schriften zusammengefasst und in Reprintform neu herausgegeben wurden. Der letzte und wichtigste der vierbändigen, seit 2008 im Georg Olms Verlag erschienenen und von der Fritz-Thyssen-Stiftung geförderten Edition ist der (…) in zwei Teilbänden publizierte erste Band. Versehen mit einer ausführlichen Einleitung zur Gesamtedition von Henrik Karge, erlaubt er nun den schnellen und bequemen Zugriff auf alle Texte in der originalen Druckfassung - ein grosser Gewinn für all jene, die sich nicht nur auf ausgetretenen Wegen mit Semper beschäftigen wollen." (Sonja Hillebrand, Neue Zürcher Zeitung, 14. Oktober 2014)
„Das große Verdienst der Einleitung besteht darin, dass sie die Grund-gedanken der einzelnen Semper’schen Schriften konzis heraus- und in ihrem gegenseitigen Bezug darstellt.“ ( René Sterkne, Germanisch-Romanische Monatsschrift 66.4, 2016)