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Thorsten Eitz ; Georg Stötzel
Wörterbuch der "Vergangenheitsbewältigung"
Die NS-Vergangenheit im öffentlichen Sprachgebrauch

2007, VI/786 S.
ISBN: 978-3-487-13377-5
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Beschreibung
Fachgebiete

DER SPIEGEL (4/2008) schreibt:
"Am giftigen Wortschatz des 'Dritten Reichs' vergreifen sich Politiker, Kirchenmänner, Literaten oder auch TV-Moderatorinnen - und der Eklat ist programmiert. Wie belastete Vokabeln und Begriffe der Nazi-Zeit bis heute eingesetzt werden, haben Germanisten der Universität Düsseldorf erkundet. In ihrem 'Wörterbuch der Vergangenheitsbewältigung' analysieren Thorsten Eitz und Georg Stötzel dieses heikle Thema der deutschen Nachkriegsgeschichte. Gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft, haben die Wissenschaftler in Medien, Bundestagsprotokollen und Jusizakten die Verwendung von über tausend 'diskursrelevanten' Vokabeln nachgespürt - von 'Anschluss' über 'Ausmerzung', 'Entartete Kunst' und 'Mischehe' bis 'Selektion' und 'Wehrmacht'. Nicht nur die Weiterverwendung der durch die Nationalsozialisten gebrauchten Begriffe, sondern vor allem die 'Nazi-Vergleiche' offenbaren nach Ansicht der Sprachforscher das gestörte Verhältnis der Deutungen zu ihrer NS-Vergangenheit. Einzigartige Geschichtsereignisse würden in inflationär gebrauchten Vergleichen - etwa der Abtreibung mit Auschwitz - relativiert. Wer auf sich aufmerksam machen wolle, sei mit der Hitler-Metapher rasch zur Hand. Im gesellschaftlichen Streit um die rechten Worte sehen die Wissenschaftler allerdings auch Gutes: 'Es gibt keine Deutungshoheit, ein einheitlicher Sprachgebrauch existiert nur in totalitären Gesellschaften'."

"(..) doch dann weiten die Texte sich zu sprachgeschichtlichen und, bei Wörtern dieses Schlages kein Wunder, zeitgeschichtlichen Abhandlungen." ( Hermann Unterstöger, Süddeutsche Zeitung, 11.03.2008 )

"Schon Band 1 ist fast 800 Seiten stark, für Sprachinteressierte und Sprachsensible eine fesselnde Lektüre, zeigt sie doch, dass es nicht "bloss" um Wörter, sondern um Bedeutungen geht, um politische Positionen, manchmal um intellektuelle Gezeitenwechsel. Der Gebrauch, der Missbrauch und der Streit um Wörter ist ein Indikator dafür, wes Geistes eine Zeit ist." (Martin Ebel, Tages-Anzeiger, 26.03.2008 )

Das Wörterbuch behandelt ein heikles und strittiges Thema der deutschen Nachkriegsgeschichte. Es zeichnet anhand detaillierter Wort- und Diskursgeschichten den Umgang mit der NS-Vergangenheit im Sprachgebrauch der Gegenwart nach.
Dabei zeigt sich, wie unterschiedlich verschiedene gesellschaftliche Gruppen diese in wörtlichem Sinne fragwürdige nationale Geschichte betrachten. Vorherrschend ist die Instrumentalisierung des „belasteten“ Vokabulars der NS-Vergangenheit zum Zweck der jeweils aktuellen politischen Auseinandersetzung, d.h. das Streitthema Vergangenheitsbewältigung wird im politischen Geschäft der „Bewältigung der Gegenwart“ ausgenutzt. Dabei werden in NS-Vergleichen genau die Geschichtsereignisse am häufigsten relativiert, die andererseits in der öffentlichen Diskussion als einzigartig deklariert werden. Hier zeigt sich – zum Teil bei den gleichen Sprechergruppen – das Auseinanderfallen von öffentlich vertretener Norm und tatsächlichem Sprachverhalten.
So spiegelt sich in den analysierten Vokabeln dieses neuartigen Problemfeld-Wörterbuchs die Vergangenheit in der Sprache der Gegenwart wie in einem in viele Facetten zersprungenen Spiegel.

Das Wörterbuch zeigt die Verwendung und Funktion von über 1000 diskursrelevanten Vokabeln innerhalb von 40 Themenbereichen. Ein Ergänzungsband mit ca. 20 weiteren Vokabeln wird 2008 erscheinen.