So bekannt der Name des Augsburger Humanisten, Wissenschaftsorganisators und Politikers Peutinger ist, so wenig kennt man seine selten gewordenen Druckschriften, die in keinerlei Werkausgabe vorliegen und nie übersetzt wurden. Ihre Wiederentdeckung gelang im Zusammenhang der Augsburger Erschließung der berühmten Peutinger-Bibliothek, deren intensive Nutzung durch ihren Besitzer in diesen Publikationen zum Tragen kommt. Diskutiert werden in den „Tischgesprächen“ ethnische, imperiale und geographische Argumente für ein „bewunderungswürdiges Altertum“ der Deutschen, begleitet von brisanten Fragen zu Themen wie dem Reliquientransfer, der Priesterehe am Fall des Apostels Paulus und der europäischen Expansion. Zwei andere Schriften entfalten das humanistische Gattungsspektrum sowie das Bild des Reichs- und Stadtpolitikers weiter. Die panegyrischen Texte auf Kaiser Maximilian I. und Karl V. mit einer ganzen Lehre über die Herrschertugenden und die Übersetzung einer moraltheologischen Abhandlung über das Almosengeben sind von Interesse für die damalige wie heutige Normen- und Prekariatsdebatte.